Katharina und Lena haben am 15. Juni 2015 ein Telefoninterview mit Stadthausarchitekt Richard Meier in New York geführt.
I: Hallo, wie geht es Ihnen?
M: Mir geht es gut, danke. Und Euch?
I: Uns geht es auch gut, aber wir sind etwas aufgeregt. Wir heißen Lina und Kathy. Wir sind 13 Jahre alt und würden Ihnen gerne einige Fragen über das Stadthaus und über Sie selbst stellen.
M: Ok.
I: Also fangen wir an. Was hat Sie auf die Idee gebracht, Architekt werden zu wollen?
M: Ich war vielleicht vierzehn Jahre alt, also etwa in Eurem Alter. Meine Familie hatte ein paar Gäste zum Abendessen eingeladen und die haben mich gefragt, was ich werden möchte, wenn ich einmal groß bin. Und ich sagte, dass ich Architekt werden will. In dem Alter habe ich den Entschluss gefasst, dass das das Richtige für mich ist und ich bin bis heute sehr zufrieden mit dieser Entscheidung.
I: Sie haben einmal gesagt, das Stadthaus hätte einen besonderen Platz in Ihrem Herzen. Warum ist das so?
M: Das Stadthaus ist ein wunderbarer Ausstellungsort, aber er ist mitten im Stadtzentrum. Es ist ja auch nicht nur das Stadthaus, es ist der ganze Platz vor dem Münster, der mit dazugehört. Bevor ich an dem Projekt gearbeitet habe, war da ja nichts, außer einem großen Parkplatz. Einmal in der Woche war der Platz für Autos gesperrt und ein Markt fand statt. Aber eigentlich gab es nur Autos, es war kein sehr schöner Ort. Als wir das Stadthaus entwarfen, entwarfen wir das Gebäude und den Platz davor, und schufen so ein belebtes Zentrum für die Stadt Ulm.
I: Bevor Sie mit der Arbeit begannen, wie haben Sie die Stadt erkundet? Hat Ulm Sie inspiriert?
M: Ich kann mich erinnern, wie ich nach Ulm gekommen bin. Wir haben uns verschiedene Orte angesehen, aßen zu Mittag in einem Restaurant am Fluss, der sehr schön ist, und wir machten Ausflüge an andere Orte der Stadt. Aber das Zentrum der Stadt ist das Münster, und die Möglichkeit, in Ulm zu sein und für diesen Ort etwas zu entwerfen war für mich sehr wichtig und aufregend.
I: Wie hat das Ulmer Münster Ihren Entwurf beeinflusst?
M: Oh, in vielerlei Hinsicht! Wenn man sich durch das Stadthaus bewegt und die Treppen nach oben steigt, dann sieht man das Münster aus immer neuen Blickwinkeln, zum Beispiel durch das Glasdach. Das Münster ist also fester Bestandteil eines Besuchs im Stadthaus.
I: Was wollten Sie den Bewohnern der Stadt Ulm mit dem Stadthaus sagen?
M: Nun, die Bewohner der Stadt, und auch die Besucher, erleben, so hoffe ich, das Stadthaus als Teil der Stadt Ulm. Ich glaube es zieht die Menschen an, vielleicht ist es sogar gut fürs Geschäft, weil ein paar mehr Leute nach Ulm kommen als vorher. Im Stadthaus passieren ja auch ganz wundervolle Dinge.
I: Was hat Sie inspiriert?
M: Meine Inspiration kam aus der Stadt selbst, von dem Eindruck, den sie auf mich machte, vom Maßstab der Dinge, die den Platz umgeben. Die Umgebung, die bereits existierenden Gebäude sind sehr wichtig, also folgt man diesen Größenvorgaben und lässt sich von der Dächerlandschaft inspirieren. Obwohl es ein zeitgenössisches Gebäude ist, so hat es doch auch Ähnlichkeit mit älteren Gebäuden in seinem Umfeld.
I: Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere am Stadthaus Ulm?
M: Das Besondere am Stadthaus für mich ist, was drinnen passiert. Es hat ein tolles Programm, das von Menschen gestaltet wird, die sehr ernsthaft und mit Bedacht an die Sache herangehen und denen die Stadtgesellschaft wichtig ist. Es ist eine willkommene, kulturelle Ergänzung für die Stadt Ulm. Ich bin sehr stolz auf das, was wir in Ulm gestaltet haben.
I: Vielen Dank für das Interview, es war sehr interessant und eine Ehre mit Ihnen zu sprechen. Auf Wiederhören.
M: Auf Wiederhören.