27. April 2003 - 22. June 2003
Die Farbe Weiß
Die Ansätze der modernen Architektur um 1920 waren in vielerlei Hinsicht revolutionär. In manchen Punkten verfolgten sie aber Argumentationslinien, die in der Geschichte der europäischen Architektur schon zuvor immer wieder aufgegriffen worden waren. Beispielsweise hatte bereits die Florentiner Frührenaissance für eine klare und rationale Architektur plädiert, bei der in Abgrenzung von der Gotik auf Farbigkeit verzichtet werden sollte. Dreihundert Jahre später distanzierte sich der Klassizismus mit ähnlichen Überlegungen vom Farbenrausch des Barock, um einige Zeit später wieder der polychromen Farbauffassung des Historismus Platz zu machen.
Die Ausstellung zeichnete diesen Wechsel der Auffassungen anhand ausgewählter Grafiken, Gemälde und Architektur-Modelle nach, wobei das 19. und 20. Jahrhundert im Mittelpunkt stehen. Zu sehen waren unter anderem Arbeiten von Gottfried Semper, Jakob I. Hittorff, Giovanne Salucci, Friedrich von Gärtner sowie Bruno Taut, Hans Scharoun und Hermann Finsterlin. Den Schlusspunkt bildeten Arbeiten zeitgenössischer Architekten wie Sauerbruch Hutton, Will Alsop, Otto Steidle und Günter Behnisch, deren betonte Farbigkeit mit Richard Meiers Weiß kontrastieren.
Projektleitung: Dr. Max Stemshorn
Pressestimmen
Stadthaus im Mittelpunkt
Im Jahr des zehnten Geburtstages des Stadthauses ist der postmoderne Bürgerbau am Münsterplatz Forum zur Ausstellung und steht dabei selbst im Zentrum: Das helle Weiß ist ein wesentliches Merkmal seiner Architektur ......
Roland Mayer, Neu-Ulmer Zeitung vom 26. April 2003
Wichtig für das Ulmer Profil
Weiß ist nicht gleich farblos. Das weiße Haus des Richard Meier, besser unter dem Namen Stadthaus bekannt, bringt sehr viel Farbe ins kulturelle Leben der Stadt Ulm – in Relation zu seiner (bescheidenen) finanziellen Ausstattung wohl mehr als jede andere Kultureinrichtung.
Südwest Presse Ulm vom 26. April 2003
„Farbenrausch und Farbverzicht“, so ihr Untertitel, eröffnet der Schau den Raum zu einer bipolaren Untersuchung jener wellenförmigen Entwicklungen in der Architekturgeschichte, die es mal bunter zugehen ließen und mal Winckelmanns Diktum entsprachen, wonach „ein schöner Körper desto schöner sein wird, je weißer er ist“.
Thomas Vogel, Schwäbische Zeitung vom 30. April 2003
In bewusstem Kontrast zum gotischen Münster
Der weiße Anstrich ist absolut, betonte Le Corbusier, und Richard Meier sagt am Ende des Vozum Ausstellungskatalogs: "Die Verwendung dieser weiß leuchtenden Weiße ermöglicht es mir, mein wichtigstes Anliegen zu verfolgen: die Schaffung von Raum, Form und Licht in der Architektur“.
Helmut Voith, Staatsanzeiger Baden-Württemberg vom 10. Juni 2003