Die Piranesi-Rezeption erlebte seit den achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts bei Kunstschaffenden aller Sparten einen neuen Höhepunkt. Im Mittelpunkt standen dabei die Carceri. Die bei den düsteren Szenarien zu beobachtende Tendenz zur Auflösung des architektonischen Raumes, das Aufbrechen der geschlossenen Form, die bewusst inszenierten Brüche im perspektivischen Gerüst bis hin zu den illusionistischen Momenten fanden auch in der Architekturavantgarde der achtziger und neunziger Jahre, beispielweise in den Arbeiten von Daniel Libeskind, Coop Himmelb(l)au oder Hans Dieter Schaal, ihren Niederschlag.
Projektleitung: Dr. Max Stemshorn
Pressestimmen
Kerkerfantasien im Stadthaus
Zehn turmartige Gerüste stehen seit Montag im Stadthaus. Sie sind Teil einer Ausstellung, die die visionären Arbeiten des barocken Grafikers Giovanni Battista Piranesi zeigt.
Schwäbische Zeitung vom 24. April 2002
Das Dramatische in der Architektur
Es folgten erste Publikationen, besonders bekannt werden die Rom-Veduten. Sie prägten die Vorstellungen der Reisenden, und mancher war enttäuscht ob der „nackten Realität“, so Susanne Grötz, im Vergleich zu den idealisierenden Blättern Piranesis.
Otfried Käppeler, Südwest Presse Ulm vom 29. April 2002
Die Schrecken der Schönheit
Dieser Versuch, den Erbärmlichkeiten der eigenen Zeit ein Gegenbild von bewegender Großartigkeit entgegenzustellen, hat den Architektur-Denker Piranesi zur Kultfigur aller vermeintlichen Gegenbewegungen im Geschiebe der Postmoderne gemacht.
Gottfried Knapp, Süddeutsche Zeitung vom 3.Mai 2002
Das Stadthaus mit seinen allseitigen Durchblicken und vielschichtigen Überlagerungen zeige bis zu einem gewissen Grad Analogien zu den berühmten „Carceri“ (Gefängnisse), einem Zyklus der Architektur-Visionen Piranesis.
Günter Buhles, Schwäbische Zeitung vom 8. Mai 2002
Gewaltige Gefängnisse ohne Ausweg
Rücksicht auf Logik und Statik hat der Italiener bei seinen Raumlabyrinthen nicht genommen.
Diese „Carceri“ sind eine feindliche Welt –und die Menschen haben keine Chance sie zu beleben. Sie sind den ungeheuren Bauten nicht gewachsen und nichts weiter als ein paar Zutaten von Ameisenrang oder Fliegengewicht.
Hanskarl von Neubeck, Südwest Presse Ulm vom 1. Juni 2002
Schon früh beginnt die Rezeption von Piranesis Werken. Seine überbordende Fantasie beeinflusste viele. Und noch heute lassen sich Künstler, Literaten und Architekten davon inspirieren. Im Stadthaus Ulm wird sein Einfluß auf zeitgenössische Architekten gezeigt.
Christine Jeske, Schwäbische Zeitung vom 20. Juni 2002