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12. Dezember 2021 - 13. März 2022
Debi Cornwall. Welcome to Camp America: Inside Guantánamo Bay
nächste Führung: 13. März, 11.30 Uhr

Drahtkäfig und zwei Baracken: Frischluft-Zellen im Camp Echo, Guantánamo Bay. (c) Debi Cornwall
Frischluft-Zellen im Camp Echo, Guantánamo Bay
Foto: Debi Cornwall
Mit „Welcome to Camp America: Inside Guantánamo Bay“ präsentiert das Stadthaus Fotografien, die einen der berüchtigtsten Orte der jüngsten amerikanischen Geschichte erkunden: die US-Marinebasis in Guantánamo Bay auf Kuba. Im Jahr 2002 erlangte der Stützpunkt internationale Bekanntheit, als das amerikanische Militär dort im Rahmen des globalen „Krieg gegen den Terror“ ein Gefangenenlager errichtete. Bilder von Insassen in orangefarbener Häftlingskleidung, die in der prallen Sonne in Drahtkäfigen ausharren, gingen um die Welt und sorgten zusammen mit Berichten über die Anwendung von Folter für weltweite Kritik und Diskussionen über die Menschenrechtssituation vor Ort. Doch trotz der damals breiten medialen Berichterstattung hat sich das Interesse an den Bedingungen für die derzeit 40 verbliebenen Gefangenen schnell verflüchtigt.
Drei Soldaten bei der Zigarettenpause, von hinten fotografiert, mit Blick aufs Meer. (c) Debi Cornwal
Zigarettenpause Camp America, Kuba 2014
Foto: Debi Cornwall

Sehr vage Vorstellungen von der aktuellen Situation prägen das öffentliche Bild des Gefängnisses, und angesichts einer zunehmenden Anzahl von Terroranschlägen in Europa scheinen kritische Stimmen beinahe verstummt.

„Welcome to Camp America“ zeigt Fotografien der amerikanischen Künstlerin und früheren Bürgerrechtsanwältin Debi Cornwall (*1973). Sie untersucht die persönlichen Erfahrungen von "Gitmo" aus verschiedenen Blickwinkeln und berücksichtigt sowohl die Perspektiven von Gefangenen und Wachen als auch von ehemaligen Insassen, die zwischenzeitlich entlassen und nach Hause zurückgebracht oder in Drittländer überstellt wurden.

Artikel für den persönlichen Komfort der Gefangenen: Schuhe, Hygieneartikel, Unterwäsche. (c) Debi Cornwall
Artikel für den persönlichen Komfort der Gefangenen, Camp 5, US Marinestützpunkt Guantánamo Bay, Kuba 2015
Foto: Debi Cornwall

In ihren konzeptuell-dokumentarisch angelegten Bildern erkundet Cornwall diesen Ausnahmezustand menschlichen Seins und verbindet dabei Empathie mit systemischer Kritik. Ihre Aufnahmen vermeiden stereotype Ansichten und ermöglichen es dem Betrachter, sich aktiv mit der komplexen Geschichte, der nuancierten Wahrheit und den Widersprüchen dieses sehr speziellen Ortes auseinanderzusetzen und sich gleichzeitig mit universellen Fragen zu Gerechtigkeit, individuellen Rechten, Sicherheit und Menschlichkeit zu befassen.

Murat, ehemaliger Gefangener, von hinten, in einem Containerdorf. (c) Debi Cornwall
Murat, Deutschtürke. Flüchtlingsberater. In Gefangenschaft: 4 Jahre, 7 Monate, 22 Tage. Freilassung: 24. August 2006, Anklage wurde nie erhoben.
Foto: Debi Cornwall

Debi Cornwall kehrte nach einer zwölfjährigen Karriere als Bürgerrechtsanwältin erst 2014 zur Fotografie und Kunst zurück. Basierend auf intensiven Recherchen schafft sie aus Fotografie, Video, Archivmaterial und Zeitzeugenberichten Installationen, die Empathie und Systemkritik verbinden. Die Ulmer Ausstellung wird ihre erste in Deutschland sein. Kooperationen mit Fotografiemuseen in Charleroi/Belgien sind schon vereinbart bzw. in Verhandlung (Niederlande).

Sonntag, 12. Dezember, 15 Uhr
Im Gespräch: Debi Cornwall und Daniela Yvonne Baumann
Hybrid-Veranstaltung: Zum Livestream
Anmeldung zur Ausstellungseröffnung vor Ort

Kuratorin: Daniela Yvonne Baumann

Begleitprogramm / Supporting program

Es gelten jeweils die tagesaktuellen Corona-Verordnungen des Landes Baden-Württemberg

Öffentliche Ausstellungsführungen mit Daniela Yvonne Baumann:
19. Dezember 2021, 11:30 Uhr
23. Januar 2022, 11:30 Uhr
13. Februar 2022, 11:30 Uhr, Führung ist ausgebucht
13. März 2022, 11:30 Uhr

€ 3,50 Erwachsene, € 1,50 Kinder, € 0,50 jedes weitere Kind einer Familie

Anmeldung erforderlich, Teilnehmer*innenzahl begrenzt

 

 

Podiumsdiskussion Inside Guantánamo Bay
20. Januar 2022, 19.30 Uhr, im Stadthaus-Saal

mit Debi Cornwall, Mohamedou Ould Slahi, Andreas Schüller vom European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) sowie Urs Fiechtner vom Behandlungszentrum für
Folteropfer Ulm / Amnesty International.

Diese Veranstaltung wird hybrid und kostenlos angeboten. Wer vor Ort im Stadthaus-Saal der Diskussion folgen möchte, kann sich über das Buchungs-Tool auf der Stadthaus-Website anmelden: https://stadthaus.ulm.de/reservierungen. (2G+, FFP2-Maske, Kontaktdaten)
Zum Live-Stream über den YouTube-Kanal des Stadthauses gelangt man über diesen Link:
https://youtu.be/5vwIytt-JQU.

Debi Cornwall untersucht in ihrer Fotoserie Welcome to Camp America persönliche Erfahrungen des berüchtigten US-Militärgefängnisses in Guantánamo Bay, Kuba. Die amerikanische Künstlerin und der ehemalige Guantánamo-Häftling Mohamedou Ould Slahi berichten von ihren persönlichen Erlebnissen dort, während Andreas Schüller vom ECCHR und Urs Fiechtner vom Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm/Amnesty International die Diskussion um Perspektiven erweitern, die über das Einzelschicksal hinausgehen, um die Bedeutung und Folgen einer Sicherheitspolitik zu diskutieren, welche die Rechte des Individuums staatlichen Interessen unterordnet.

Amnesty International ist die weltweit größte gemeinnützige Organisation, die sich für Menschenrechte einsetzt. Amnesty International recherchiert Menschenrechtsverletzungen, betreibt Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit und organisiert unter anderem Brief- und Unterschriftenaktionen.

Das Behandlungszentrum für Folteropfer ist eine ambulante Einrichtung in Ulm, die vom RehaVerein für soziale Psychiatrie Donau-Alb e.V. getragen wird und seit 1995 Therapien für traumatisierte Menschen und Fortbildung für Fachpersonal anbietet.

Das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) ist eine gemeinnützige und unabhängige Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Berlin, die von internationalen Jurist*innen gegründet wurde, um die Rechte, die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sowie anderen Menschenrechtsdeklarationen und nationalen Verfassungen garantiert werden, mit juristischen Mitteln durchzusetzen.

Mohamedou Ould Slahi war von 2002 bis 2016 ein Gefangener der US-Ermittlungsbehörden in Guantánamo ohne je eines konkreten Verbrechens angeklagt worden zu sein. Während seiner Inhaftierung verfasste Slahi Tagebuch-Einträge, die seine Erlebnisse dort sowie die Erfahrung von Folter beschreiben und in Auszügen unter dem Titel Das Guantánamo-Tagebuch veröffentlicht wurden. Slahis Geschichte wurde zwischenzeitlich auch verfilmt: Die Hollywood-Produktion „Der Mauretanier“ wurde im Februar 2021 veröffentlicht.

Im Mephisto-Kino
Der Mauretanier
25.01.2022, 19.30 Uhr
€ 8,50

In der vh Ulm
01.02.2022, 20.00 Uhr
Guantánamo: Geschichte und Gegenwart
Vortrag von Kuratorin Daniela Yvonne Baumann
€ 6, nur Abendkasse