Provokativ konfrontiert Gloria Friedmann Natur und Zivilisation und macht so in ihren Arbeiten deutlich, wie sehr sich diese voneinander entfremdet haben. Friedmann führt den entzauberten und zerstörten Wunschtraum von der unberührten Natur vor. Landschaft ist in ihren Arbeiten die vom Menschen erschaffene Natur, eine Umwelt aus der Retorte.
Die Einbeziehung von Naturmaterialien war schon von Anbeginn kennzeichnend für die künstlerische Arbeit von Gloria Friedmann. In ihrer „Existentia“-Serie von 1987 etwa kombiniert sie große Blöcke aus Naturmaterialien wie Holz, Parafin, Kaolin, Granit oder Erde mit Windgeräuschen. Die Einbeziehung organischer, vegetabiler oder tierischer Materialien blieb für Gloria Friedmann auch in der Folge kennzeichnend. Aber im Verlauf der Jahre wurden die emotionalen Bezüge differenzierter, brutaler, distanzierter. Natur wird für sie zum Beispiel für menschliche Irrtümer, für Zerstörung, für unsere eigene Unzulänglichkeit. In ihrer jüngsten Werkgruppe, "Mehrlinge", beschäftigt sich die 1950 im oberfränkischen Kronach geborene Künstlerin mit den Themen Überbevölkerung und Gentechnik und den daraus resultierenden Gefahren für die Individualität des Einzelnen und die Menschheit im Allgemeinen.
Projektleitung: Dr. Raimund Kast
Pressestimmen
Provokation und Witz
Neu-Ulmer Zeitung vom 12. Juli 2001
Zu Friedmanns „Ichlingen“ (Prominente aus Politik und Popwelt) gesellen sich die sogenannten „Mehrlinge“, denen die Künstlerin auch Klone und Knochenmänner zuordnet. „Wir machen die Knochenarbeit weiter“, sagt Friedmann bei der Anbringung tierischer Skelett-Teile im Spiegelkabinett, wo hintersinnige Figurationen entstehen, die den Menschen irgendwie auf sich selbst zurückwerfen.
Roland Mayer, Neu-Ulmer Zeitung vom 13.Juli 2001
Mit viel Witz bringt sie die Stadthaus-Besucher zum Nachdenken. Gloria Friedmanns teils liebevoll teils brutal in Szene gesetzten Gegensatzpaare – hier die kaputt geschundene Natur, da der allmächtige Winzling Mensch mit seinen Missetaten –lässt keinen kalt.
Burkhard Meier-Grolamann, Südwest Presse Ulm vom 16.Juli 2001
Fast spielerisch und mit hintergründigem Humor hält Friedmann dem Betrachter – ob „Ichling“ oder „Mehrling“ – in ihren Installationen einen Spiegel vor, dessen Zerrbilder er nur allzu gerne verdrängen würde.
Helmut Kronthaler, Kunstzeitung – August 2001