Seit einigen Jahren richtet Ursula Stalder eine leidenschaftliche Aufmerksamkeit darauf, was an europäischen Küsten angeschwemmt wird. Sie sammelt. Schritt um Schritt bewegt sie sich an den Rändern Europas entlang, ertastet die Fundstücke, prüft, wählt aus und verwirft. Auf großen Tüchern breitet sie ihre Beute aus: Zeichen und Objekte mit unterschiedlichen Farben, Temperatur, Gewicht , Stimmung, Form und Struktur. So schafft sie ihrem Planeten eine Sprache. 1995 wagt sie den ersten Schritt über Europa hinaus. Neun Monate verweilt sie in Ägypten: ein fremder und ein neuer Kontinent. Wieder gilt ihre Aufmerksamkeit ganz dem Boden. Von der Küste weg in die Wüste, dann in die Oasen, ins Tal der Könige bis in die ärmsten Stadtteile von Kairo. Eine neue, umfassende Sammlung entsteht: „Found in Egypt“, so der Titel der Ägypten-Ausstellung. Sie holt das Fremde ins Heimische herein.
Ursula Stalders Archiv wächst und wächst, verknäuelt und verknüpft Verschiedenes, Geschichten entstehen. Das Viele im Einen und das Eine im Vielen. Spuren von Reibung, Bewegung, Metamorphosen, Narben, Schrumpfung, Verletzung, Verbrennung, Verbleichung und Vergänglichkeit. Fundstücke aus verschiedenen Orten komponiert sie zu Bildtafeln. Sie erzählt aus vergänglichem Material neue Geschichten.
Projektleitung: Dr. Raimund Kast
30. Januar 2000 - 19. März 2000
Im Verlauf der Dinge
Ausstellung von Ursula Stalder
Im Verlauf der Dinge
Ausstellung von Ursula Stalder
„Fundgut in Kunst zu verwandeln, gehört seit der 'Dada'-Zeit zu Beginn des Jahrhunderts zur Kunstgeschichte. In den 70er Jahren hieß der entsprechende Trend 'Spurensicherung'. In den achtziger Jahren tauchte dann der Begriff 'Jetztzeit – Archäologie' auf. Dabei ging und geht es darum, unserer Zeit mit Methoden, die der Vergangenheitsforschung verwandt sind, auf die Spur zu kommen.“ (Anneliese Zwez)