Fotografie
30. Juni 2024 - 22. September 2024
Klaus Pichler: Das Petunien-Gemetzel

Das Petunien-Gemetzel
Das Petunien-Gemetzel
© Klaus Pichler
Im Mai 1990 wurden auf dem Gelände des Max-Planck-Instituts für Züchtungsforschung in Köln 30.700 gentechnisch veränderte Petunien ausgepflanzt. Den Pflanzen war ein Gen von Maispflanzen eingesetzt worden, das die Petunien lachsfarben statt weiß blühen ließ. Es war das erste Mal, dass gentechnisch veränderte Pflanzen in Deutschland unter freiem Himmel wachsen durften. Vorausgegangen waren lange parlamentarische Diskussionen, aufwendige Genehmigungsverfahren und heftige Proteste von Umweltschützer*innen. Nach dem Versuch wurden alle Pflanzen zerstört, um eine Verbreitung der gentechnisch veränderten Petunien zu verhindern.

Doch im Mai 2015 entdeckte der Biologe Teemu Teeri, als er den Bahnhof von Helsinki verließ, einige leuchtend orangefarbene Petunien in einem Blumentrog. Er war überrascht und nahm ein paar Stängel für Tests in seinem Labor mit.

Das Petunien-Gemetzel
Das Petunien-Gemetzel
© Klaus Pichler

Diese zufällige Begegnung war der Ausgangspunkt eines Falles, der später als „Petunienkrise“ bezeichnet wurde und letztlich zur Vernichtung aller orangenen bzw. lachsfarbenen Petunienvarianten weltweit führte. Das Projekt des Wiener Fotografen Klaus Pichler, „Das Petunien-Gemetzel“ (The Petunia Carnage) basiert auf der wahren Geschichte der orangefarbenen Petunien. Es erzählt von den Folgen von Teemu Teeris Entdeckung, als DNA-Tests zeigten, dass die orangefarbenen Petunien transgen sind, also ein Produkt von Gentechnik. Es geht zurück auf die Ursprünge der orangefarbenen Pflanzen und ihrer mysteriösen „Flucht aus dem Labor“. Schließlich erklärt es, warum die orangefarbenen Petunien als ‚illegal‘ eingestuft wurden, nachdem sie über 25 Jahre lang ohne Genehmigung gezüchtet und verkauft wurden, was 2017 zu ihrer weltweiten Massenvernichtung führte – bis 2020 wurden 143 Varianten der orangefarbenen Petunien entdeckt, die alle dieselbe gentechnische Sequenz aufwiesen wie die der Pflanzen des Versuchs von 1990.

 

Das Petunien-Gemetzel
Das Petunien-Gemetzel
© Klaus Pichler

Die Geschichte der orangen Petunien ist freilich mehr als eine wissenschaftliche Anekdote – sie ist vielmehr eine Parabel dessen, was passieren kann, wenn wissenschaftliches Interesse, kommerzielle Marketinglogik, gesellschaftspolitische Werte, öffentlicher Diskurs und unerwartete Zufälle aufeinanderprallen.

Das Petunien-Gemetzel erzählt die Chronologie des Falles auf unverblümte Weise, bestehend aus Fotos, Faksimiles und Artefakten, die wissenschaftliche Fakten und Archivmaterial mit fiktiven Elementen ergänzen. Die fotografische Erzählung Pichlers basiert auf der Zusammenarbeit mit allen relevanten Akteuren des orangefarbenen Petunienfalls. Sie haben ihre Erfahrungen ausgetauscht, Bildmaterial zur Verfügung gestellt und auch Zugang zu ihren Labors gewährt, wo sie weiterhin transgene orangefarbene Petunien für die wissenschaftliche Forschung züchten dürfen. Bei der Ausstellung im Stadthaus wird auch ein großes Petunienfeld als Blickfang für die Besucher installiert – dieses freilich ohne gentechnisch veränderte Pflanzen.

 

Kurator: Dr. Raimund Kast

Künstlergespräch  (Link zu Stadthaus Ulm-YouTube)

Sehenswerter BR-Capriccio-Beitrag anlässlich Klaus Pichlers Ausstellung im Stadthaus (Link in die ARD-Mediathek)

Führung mit Dr. Raimund Kast
So, 14.7.2024, 11:30 Uhr
Do, 12.9.2024 18:30 Uhr 

Teilnahme Führungen
Erwachsene 4,00 €, Kinder 1,50 €, ab dem zweiten Kind einer Familie 0,50 €
(mit ART Card oder Ehrenamtskarte Baden-Württemberg kostenfrei)
Anmeldung hier oder unter 0731 161 7700

Grüne Gentechnik - Wenn der Bauplan verändert wird
Ferienaktion für daheimgebliebene Erwachsene, Kinder ab 10 Jahren, Familien, Senior*innen, alle sind herzlich willkommen!

Die Biologin Swetlana Kreinert von der Uni Ulm bietet in den Ferien an zwei Terminen einen Einstieg in die Pflanzengenetik. Ganz praktisch, unaufgeregt mit Spaß und Freude!

1. Termin am Sonntag, 4. 8. 24 von 16 - 18 Uhr
Alle Teilnehmer*innen dürfen selber einen Keimversuch durchführen. Wie wird aus einem klitzekleinen Samen eine richtig große Pflanze? Was steckt in ihm überhaupt alles drin? Und was braucht ein Samen für Bedingungen, um zu wachsen? Ganz nebenbei erklärt die Biologin, was theoretisch passiert, wenn der Bauplan einer Pflanze verändert wird und was es mit der Genetik der Pflanze so auf sich hat. Angefangen mit Wildtypen über Hybride bis hin zu gentechnisch veränderten Pflanzen. 

2. Termin am Sonntag, 11.8. 24 von 15 - 17 Uhr 
Ob es was geworden ist? Wir werten die Keimung aus und diskutieren über Gentechnik. Wer Lust hat, kann sich noch an Blütendruck und Blütenstempeln versuchen und ausprobieren, welche Farben sich aus Pflanzen und Blüten gewinnen lassen.

Jeder Termin kann auch einzeln gebucht werden!

Ort Stadthaus-Terrassen bzw. bei schlechtem Wetter im UG vom Stadthaus
Teilnahme Erwachsene 4 € , Kinder 1,50 €,  ab dem zweiten Kind einer Familie 0,50 €
Anmeldung hier oder unter 0731 161 7700

Gene, Klone und Mutanten - ein Ausflug in die Molekularbiologie
Vortrag von Max Hartmann, Molekularbiologe, Universität Ulm
Mo, 16.09.2024, 19 Uhr
Einheitspreis: 4 € pro Person

Wir danken der Museumsgesellschaft Ulm für die Unterstützung!   Logo Museumsgesellschaft