Innen und im Fenster
14. April 2021 - 16. Juli 2021
Mikromysterium
in the window facing Hirschstraße
Eine ansteckende Ausstellung von Katharina Krenkel

Das Foto zeigt Viren und Bakterien als bunte, gehäkelte, textile Kunstobjekte.
Katharina Krenkels Mikromysterium - Foto: Rich Serra
Im MIKROMYSTERIUM, dem rätselhaften Universum der Mikroorganismen, schweben, überlebensgroß, in ständiger zarter Bewegung Viren und Bakterien als textile Kunstobjekte.
Ansteckend wirken die Schönheit dieses mikroskopischen Lebens und die Angst vor Infektion. Aus sicherem Abstand wird das pandemische Panoptikum von Corona, Influenza, Röteln, HPV, Pest, Schweinegrippe, Cholera, Malaria, Masern, Ebola, Diphterie, Typhus, Mumps, Hepatitis, Meningitis, Tollwut, Norovirus, Tetanus, Windpocken, Spanischer Grippe, Syphilis, HIV, Tripper und Tuberkulose betrachtet.

Wie umgehen mit Ansteckungsgefahren und Informationsflut? Welche Perspektiven einnehmen im unendlichen Raum der Ungewissheit? Es ist Zeit für respektvolle und versöhnliche Einsichten und mutige Blicke: Die Poesie und Vielfalt der flauschig, kratzigen, knallbunten Natur in Garn versprechen Heilung und zeigen auch, dass es noch wesentlich mehr Erreger gibt als diesen einen. In dieser "infektiösen Ausstellung" (Katharina Krenkel) werden beängstigende Krankheitserreger auf eine künstlerische Ebene gehoben und dadurch aus einer anderen Perspektive betrachtet.


Idee und Konzeption:
Katharina Krenkel und Christine Bargstedt

Soft Sculptures:
Katharina Krenkel

Mikromysterium auf YouTube

Medizin-Historische Kurzportraits einiger Erreger:

Pest bis Tripper

Röteln bis Malaria

Windpocken bis Cholera

Ein persönlicher Kommentar:

Das Foto zeigt einen orangefarbenen, gehäkelten Coronavirus
Katharina Krenkel: Corona - Foto: Rich Serra

"Mein gesamtes geplantes Kunstjahr 2020/21 wurde aus bekanntem Anlass umgeworfen. Als Kreative habe ich versucht, ebenso kreativ mit dieser Verwirrung umzugehen.

Ich mache meine Lebensrealitäten zum Thema und erschaffe mir damit völlig neue Perspektiven. Darum ist dies eine Ausstellung über Viren und Bakterien. Eine Aufarbeitung der Pandemie – eine innere Reinigung von trüben und pessimistischen Vorstellungen.

Der Blick des MIKROMYSTERIUMS ist kein wissenschaftlicher, sondern der ehrfürchtige und neugierige einer Künstlerin.

                                                                                                                                                   

Das Foto zeigt ein gehäkeltes Pestvirus in den Farben orange-gelb-grün
Katharina Krenkel: Pest - Foto: Rich Serra

Ich selbst schrumpfe auf Mikroebene und betrachte staunend die Existenz eines bakteriellen und virologischen Universums. Bei der Arbeit an meinen weichen Infektionsträgern habe ich gesehen, dass es einen großen Unterschied gibt zwischen Viren und Bakterien. Bakterien haben einen Zellkern und können somit als unabhängige Organismen existieren und sich vermehren – sie können mit Antibiotika bekämpft werden – sie sind viel größer als Viren. Viren können nicht alleine existieren und darum brauchen sie immer einen Wirt, an dem sie andocken können –, und sie können nur mit einem Antikörperserum, sprich einer Impfung, bekämpft werden.

In Wahrheit verstehe ich, dass ich nichts verstehe. Ich betrachte diese Viren und Bakterien als faszinierende und rätselhafte Objekte, die jenseits meines Verständnisses und meiner Wahrnehmung neben mir existieren. Ich wünsche, dass wir unseren Frieden machen mit Dingen, die wir nicht steuern können. Ich stelle mir vor, dass wir uns groß fühlen in der Begeisterung für die Schönheit der Schöpfung, von der wir nur ein ganz kleiner Teil sind."

Katharina Krenkel

Über die Künstlerin

Frau sitzt auf dem Boden und hat um sich große, bunte, Viren darstellende Objekte. In der Hand hält sie einen Fußballgroßen, gehäkelten grünen Coronavirus
Katharina Krenkel - Foto: Rich Serra

Katharina Krenkel, Jahrgang 1966, aufgewachsen in Stuttgart, beheimatet längst im Saarland, war und ist in fast jedem Jahr seit 1989 mit zahlreichen Ausstellungen überall in Deutschland vertreten. Sie war eine der Vertreterinnen der saarländischen Kunstszene im Deutschen Pavillon auf der EXPO Hannover, mehrfach nach Luxemburg eingeladen und wird 2021 erstmals von der Timeless Textiles Gallery im australischen Newcastle präsentiert.
Ulmer Kunstfreund:innen erinnern sich an ihre Ausstellung "neuester Forschungsergebnisse aus dem Häkelkosmos" 2015 in der pro arte Galerie im Kornhauskeller.
Mit ihren großen, bis hin zu raumfüllenden Soft Sculptures steht die Arbeit der Bildhauerin in einer Tradition, die ihren Durchbruch in der Kunst mit Claes Oldenburg erlebte, wobei allerdings Häkelnadel und Wolle, der Welt der Handarbeit entstammend, weiblich konnotiert sind. Katharina Krenkel verankert Zuschreibungen wie "fleißig" oder "weich" neu in einer feministischen Haltung.

Ihre Objekte sind in vielen öffentlichen Sammlungen im Saarland und in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz vertreten. Mehrfach wurde die Künstlerin mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet.