19. Juni 2010 - 05. September 2010
Südafrikanische Fotografie 1950 - 2010 Apartheid - Struggle - Democracy

Bonile Bam, Initiation, Traskei (Eastern Cape), 2000 Courtesy Seippel Gallery Johannesburg Cologne
Bonile Bam, Initiation, Traskei (Eastern Cape), 2000 Courtesy Seippel Gallery Johannesburg Cologne
Ein Kooperationsprojekt von: Museum Goch, Freundeskreis Willy-Brandt-Haus Berlin, Galerie Seippel Köln/Johannesburg, Bailey Seippel Gallery Johannesburg und Stadthaus Ulm
2010 steht Südafrika im Fokus der Fußballwelt und wird sich anlässlich der Weltmeisterschaft in seiner ganzen kulturellen Vielfalt präsentieren. Aus diesem Anlass wirft das Stadthaus in seiner Sommerausstellung Schlaglichter auf die beeindruckend vielfältige Fotokunstszene und Fotogeschichte des Landes.
Bob Gosani: Mr. Drum goes to jail, March 1954, Tauza, courtesy BaileySeippel Gallery Johannesburg
Bob Gosani: Mr. Drum goes to jail, March 1954, Tauza, courtesy BaileySeippel Gallery Johannesburg
©BAHA, dm2000030808

Die Ausstellung zeigt einerseits die Tradition der gesellschaftlich engagierten Fotografie in Südafrika, dann aber auch, wie sich die junge Republik heute versteht: als Land voll Vitalität, sehr modern und doch in afrikanischen Traditionen verwurzelt, bunt und widersprüchlich - für den europäischen Betrachter manchmal vertraut scheinend und dann doch wieder rätselhaft und fern.
In einem ersten Abschnitt wird zunächst die historisch-dokumentarische Fotografie der letzten 60 Jahre präsentiert.

Pierre Crocquet, Enter Exit [4], 2006, courtesy Seippel Gallery Johannesburg
Pierre Crocquet, Enter Exit [4], 2006, courtesy Seippel Gallery Johannesburg

In den 1950er und 60er Jahren war das Magazin DRUM, das vor allem von der schwarzen Bevölkerungsmehrheit gelesen wurde, der zentrale Ort für Bildberichterstattungen. Bob Gosani war einer der ersten schwarzen Fotografen für dieses Magazin und zeichnete sich durch seine qualitätsvollen politischen Reportagen aus. So berichtete er unter anderem über das Leben in Sophiatown, dem legendären Vorort von Johannesburg, der vom Apartheidsregime in den 50er Jahren aufgrund seiner gemischten Bevölkerungsstruktur niedergerissen wurde.

Cedric Nunn, Funeral of two youth abducted and killed in the Natal War, Mpophomeni, KwaZulu Natal, 1987. Courtesy BaileySeippel Gallery Johannesburg
Cedric Nunn, Funeral of two youth abducted and killed in the Natal War, Mpophomeni, KwaZulu Natal, 1987. Courtesy BaileySeippel Gallery Johannesburg

Zu den politisch engagierten Fotografen der 1970er und 80er Jahre, den „struggle photographers“ (= Kampf- /Widerstandsfotografen) gehörte auch Cedric Nunn, der mit seinen Bildessays die verheimlichten Seiten des Apartheidregimes öffentlich machte.
Eine Auswahl junger südafrikanischer Fotografinnen und Fotografen wie Michael Sobotzky, Zanele Muholi, Jodie Bieber und Andrew Thabangu zeigen im zweiten Teil der Ausstellung Einblicke in ihr Land nach dem Ende des Apartheidsregimes und vermitteln uns ein aktuelles und differenziertes Bild dieses aufstrebenden Landes jenseits afrikanischer Klischees.
Projektleitung: Wiebke Ratzeburg M.A., Stuttgart
Eröffnung: 18. Juni 2010, 19.00 bis 21.00 Uhr
Es spricht Dr. Ralf-Peter Seippel, Köln / Johannesburg

Filme zum Ausstellungsthema:

Jodi Bieber, Real Beauty, Onthatile, 2008 (Image 10) Courtesy Goodman Gallery Johannesburg
Jodi Bieber, Real Beauty, Onthatile, 2008 (Image 10) Courtesy Goodman Gallery Johannesburg

vh ulm und Flussmeisterei zeigen in der Flussmeisterei, Neu-Ulm:

Donnerstag, 1. Juli, 20.30 Uhr
Story Of A Beautiful Country
Regie: Khalo Matabane, Südafrika 2004, 73 min
In dem Film begibt sich der junge Regisseur Khalo Matabane zehn Jahre nach der Apartheid auf eine Reise quer durch sein Heimatland Südafrika. Die Rückbank seines Wagens wird zum Interviewraum. Er spricht mit den verschiedensten Menschen über ihre Wünsche, Träume und Ängste. Die vielen privaten Geschichten ergeben ein intimes Bild der dramatischen gesellschaftlichen Umbrüche seit 1994.
Mit beeindruckender Sensibilität zeichnet Matabane das komplexe Bild eines Landes voller Widersprüche.
Eintritt frei

Mikhael Subotzky, Prison Voter 1, Dwarsrivier Prison, 2004. Courtesy Goodman Gallery Johannesburg
Mikhael Subotzky, Prison Voter 1, Dwarsrivier Prison, 2004. Courtesy Goodman Gallery Johannesburg

Sonntag, 4. Juli, 20.30 Uhr
Long Night's Journey Into Day
Regie Deborah Hoffmann, Frances Reid. USA 2000, 94 min
Der Film dokumentiert die Arbeiten der südafrikanischen "Truth and Reconciliation Commission", (TRC, Wahrheits- und Versöhnungskommission), der in der Geschichte einzigartigen Initiative, um das vergangene Unrecht des Apartheidsystems friedlich aufzuarbeiten. Die Filmemacher reisten nach Südafrika, lernten Kommissare der TRC kennen und beschlossen, vier Fälle auszuwählen, die die Perspektiven sowohl der Opfer als auch der Täter schildern. Der Film ist der Gewinner des Sundance Film Festival 2000.
Eintritt frei

Und das Stadthaus zeigt im Stadthaussaal

Comrade Goldberg. Film von Peter Heller
Comrade Goldberg. Film von Peter Heller

Donnerstag, 8. Juli 2010, 19.30 Uhr
Comrade Goldberg - Terrorist? Freiheitskämpfer
Ein Film von Peter Heller, Deutschland 2010, 50 Minuten.
Nelson Mandelas langer Kampf gegen den Rassismus der weißen Minderheit in Südafrika wurde zur Legende. Im Schatten Mandelas aber blieb einer seiner treuesten Kampfesgenossen – ein weißer Südafrikaner. Der Film portraitiert das Leben des Freiheitskämpfers und "Terroristen und Bombenlegers" Denis Goldberg. Zweiundzwanzig Jahre lang hielt man ihn eingesperrt – verurteilt als Bombenleger und Terrorist, gebrandmarkt „als Verräter der weißen Rasse“. Doch auch die Verachtung seiner weißen Mitbürger konnte seinen Willen nicht brechen. Goldberg besiegte Kerker und Folter, ging ins Exil nach England und erlebte die Geburtsstunde der südafrikanischen Demokratie. Heute lebt der 75jährige ANC-Veteran in Kapstadt und setzt sich in turbulenten Zeiten des Wechsels weiter unablässig für die Menschenwürde ein.

The African Drum, Das erste DRUM Cover, März 1951, Courtesy BaileySeippel Gallery
The African Drum, Das erste DRUM Cover, März 1951, Courtesy BaileySeippel Gallery
© BAHA

Freitag, 30. Juli 2010, 20.00 Uhr
DRUM-Wahrheit um jeden Preis
Regie: Zola Maseko
Film über die lebensgefährliche Arbeit des schwarzen Journalisten Henry Nxumalo und des weißen Fotografen Jürgen Schadeberg, die Anfang der 1950er Jahr mit ihrer Story über die Versklavung und Misshandlung schwarzer Arbeiter auf einer Farm das Magazin DRUM vom seichten Boulevardblatt zum brisanten Politmagazin wandelten.
Südafrika 2004, 95 Min.

Beitrag von Nina Grundkowski SWR 2, 17. Juni 2010
Beitrag von Christian Gampert im DLF, 19. Juni 2010