15. September 2002 - 03. November 2002
Unheim
Anarchitekturen

Kuitenbrouer und Observatorium
Foto: Stadthaus Archiv
Im Wettstreit zwischen Architektur und bildender Kunst haben Maler und Bildhauer, Zeichner und Fotografen immer wieder auf die Norm des Funktionalen und Rationalen in der Architektur mit Regelbrüchen und Paradoxa, mit Anarchie und Widerspruch reagiert. Das Absurde und scheinbar Zufällige, Fantasie und Spiel bestimmen jene Bauten, Modelle oder Bilder, die man früher „Capricci“ oder „Folies“ nannte und die man heute, in der zeitgenössischen Kunst, mit Gordon Matta-Clarks Begriff „Anarchitecture“ bezeichnen kann.
Kuitenbrouer und Observatorium
Foto: Stadthaus Archiv

Die Ausstellung „Unheim“ verfolgte die Spur solcher „Anarchitekturen“ von Projekten der 70er Jahre – Gordon Matta-Clark, Haus-Rucker-Co und Dan Graham – bis zu zeitgenössischen Spiel- und Anarchieformen der Architektur in der Kunst. Jüngere Künstlerinnen und Künstler, wie Rachel Whiteread, Mirjam Kuitenbrouwer & Observatorium, Gregor Schneider. Amelie von Wulffen, Peter Garfield, Seoungwon Won und Alexandra Ranner verändern die logische Syntax von Architektur, konstruieren falsche Ruinen, doppelte Wände und verkehrte Perspektiven, in denen das Innere zum Äußeren, das Oben zum Unten und die gerade Linie der Vernunft zur abschüssigen Ebene wird. Anstelle von Architekturen, die Ordnung und Rationalität symbolisieren, die Schutz und Behausung verkörpern, entstehen Unheime, anarchische Orte der Selbstentdeckung und –reflexion.
Projektleitung: Dr. Friederike Kitschen

Pressestimmen

Die Ausstellung „Unheim – Anarchitekturen“ zeigt Arbeiten von zehn Künstlern, die zwischen 1970 und heute versucht haben, die Vitruv´schen Grundsätze von „Festigkeit, Nützlichkeit und Wohlgestalt“ der Architektur auf den Kopf zu stellen. Fotos, Modelle, Objekte und Videos dokumentieren das Bestreben, gewohnte Gesetze der Perspektive auszuhebeln, Inneres nach Außen zu kehren und verborgene „Zwischen-Räume“ sichtbar zu machen.
Bauwelt – 38/02
Wildbach im Wunschzimmer
Künstler haben immer wieder die funktionale Architektur fantasievoll gestört......Aus der Sicht des Architekten ist die Ausstellung „Unheim“, die morgen im Stadthaus eröffnet wird, eine einzige Horrorvision.
Otfried Käppeler, Südwest Presse Ulm vom 14. September 2002
Dialektik von Norm und Abweichung
Mit Widerspruch haben Künstler seit alters her auf die Norm der Vernunft, auch auf eine rein funktionale Architektur reagiert.
Ralf Heese, Schwäbische Zeitung vom 16. September 2002
Wenn Häuser vom Himmel fallen
Bruchpiloten der Baukunst im Ulmer Stadthaus: “Unheim–Anarchitekturen“
Joachim Goetz, Donaukurier vom 27. September 2002